Japan 2024

Es war für mich ein krönender Abschluss für die Reisen nach Japan und auch wenn mich dieses Land mit Sicherheit wiedersehen wird, blicken meine Augen nun auf andere Länder, die es zu entdecken gilt.

Nach diesem Eintrag verschlägt es mich bis zum Schreiben dieses Posts noch 2019 und jetzt 2024 wieder nach Japan.

Ganz andere Pläne sind für das Jahr 2024 vorbereitet und die Entscheidung einen weiteren Trip nach Japan zu unternehmen wird in den Tagen vor dem Abflug entschieden.

Wochen und Monate bereite ich mich bereits auf einen Motorradtrip nach Norwegen vor. In den letzten Tagen vor der Abfahrt kommen mir Gedanken des Zweifels in den Kopf. Alle Motorradreisen, welche ich je unternommen habe, habe ich gemeinsam mit meinem Motorradkumpel Thomas gemacht. Thomas hatte auf seiner letzten Reise einen Unfall und ist für dieses Jahr ausser Gefecht gesetzt. Es folgt eine Kurzschlussreaktion und wenige Tage vor der geplanten Tour werfe ich alles über den Haufen und buche mir einen Flug und ein Hotel nach Tokyo.

Es ist ein ungewohntes Gefühl, denn normalerweise bereite ich mich äusserst intensiv auf die Japanreisen vor. Diesmal gibt es keinen Reiseführer, welchen ich mir vorab zusammenschreibe. Es bleibt nicht einmal mehr Zeit einen Railpass zu kaufen und einzig eine SIM Karte bestelle ich mir, welche ich am Flughafen in Japan abholen kann. Es ist fast schon ironisch, dass mein letzter Flug vor fünf Jahren ebenfalls nach Japan war.

Nach einem langen direkten Flug von Zürich nach Narita komme ich aus dem Ankunftsgate heraus und fasse erst jetzt wirklich, dass ich wieder nach Japan gekommen bin und bin auch für einen Moment erstmals überfordert, da ich absolut planlos bin. Dennoch funktioniert alles, was ich in Angriff nehme. Meine SIM Karte liegt bereit, Geld wird gewechselt und ich mache mich auf dem Weg zum Narita Express mit meiner SUICA, welche ich von meiner 2013 Reise noch gefunden habe auf der sogar noch ein paar Hundert Yen geladen sind. Es fasziniert mich, dass ich mich mittlerweile relativ einfach durch das Zugsystem navigieren kann und beobachte die Touristen, welche mit fragenden Gesichtern vor den unterschiedlichen Ticketgates stehen. Es ist ein bisschen ein Spiegel zu meinen ersten beiden Reisen.

Die Fahrt zu meinem Hotel verläuft ruhig und selbst Tokyo Station ist nicht so überlaufen. Es ist gut, dass Sonntag ist und ich nicht in eine Arbeitstagrushhour lande. Die Gegend zu meinem Hotel kenne ich einigermassen gut, denn Kawasaki Station ist nur eine Station nach Kamata Station. Ich kann nicht mehr 100%ig sagen, dass ich aus purem Zufall zum vierten Mal in dieser Gegend bin. Ich bin noch etwas zu früh für meinen Checkin und nutze die Stunden, um die nähere Nachbarschaft zu erkunden. Es wird sich in den folgenden Abenden noch viel intensiver zeigen, aber es ist ein Distrikt mit vielen Bars und Clubs. Einige davon werde ich in den nächsten beiden Wochen näher kennen lernen.

Ich erkunde auch die Gebiete um Kamata Station um zu sehen, was sich in den letzten fünf Jahren vielleicht verändert hat. Dabei stosse ich auf das Restaurant, in welchem wir 2019 unsere Abschlussessen abgehalten haben. Es ist früher Nachmittag und offenbar beginnen sie gerade mit den Vorbereitungen für den Abend und ich bin sehr angenehm überrascht, als mich die Kellnerin wieder erkennt mit welcher ich das letzte Mal schon eine so gute Connection hatte, dass wir den Kontakt über die Jahre noch leicht gehalten hatten. Wir verabreden uns für den nächsten Tag zu einem Treffen und es wird bei diesem Treffen allein nicht bleiben.

Es werden sehr schwüle Tage in Japan bei bis zu 35 Grad und ich schwitze mir die Seele aus dem Leib. Da ich keinen Plan habe, verbringe ich die meiste Zeit mit Neighbourhoodwalks in den unterschiedlichsten Gegenden und versuche mich an Restaurants, Cafés und Bars. Ich bin froh, dass ich mir keine Sehenswürdigkeiten ansehen muss, denn durch den aktuell schwachen Yen sind diese so überlaufen, dass ich gar keine Lust habe meine Gedanken aufzufrischen.

Dennoch fallen mir einige Veränderungen auf, welche mich etwas trauriger stimmen. Durch die langen Corona Einschränkungen hat sich die Anzahl an Minirestaurants stark verringert. Speziell um Kamata kannte ich einige kleine Restaurants, welche nicht mehr vorhanden sind.

Das verringert aber nicht meine Freude an meinem Tagestrip nach Nikko. Der Nationalpark wird bei jeder Reise ein Pflichttermin sein und auch diesmal werde ich nicht enttäuscht, als ich neben den Pfaden noch blühende Kirschblütenbäume sehe. In den Bergen ist es ein Wechsel aus kühl und drückend heiss, was mir fast schon Sorge lässt, dass ich mich erkälte. Es kommt nicht dazu und ich kann die Orte welche ich für mich als Pflichtpunkte ansehe in aller Ruhe geniessen. Selbst beim Meji Schrein merke ich zwar die grosse Menge an Touristen, was aber nicht einmal ein Bruchteil von denen in Asakusa ist. Ich schaffe es nicht einmal bis zum Schrein, bevor es mir zu viel ist und ich die Flucht in die angenehm leeren Seitengassen ergreife.

An so manchem Morgen ist es fast schon erschreckend still, obwohl ich bei offenem Fenster schlafe. Die Tage kommen mir länger vor, als sie eigentlich sind, und ich geniesse diese Reise auf mehrere Arten. Das fehlende Programm ist Balsam für meinen inneren Frieden und selbst wenn ich für mich ungewöhnliche Orte wie Disney Sea ausprobiere, verbringe ich gefühlt mehr einen normalen Alltag anstelle einer Reise. Es gibt auch Extremsituationen wie in Kamakura, als es so heiss wurde, dass sogar schon Hitzewarnungen in den Nachrichten durchgegeben wurden und mir so viel Schweiss herunterläuft, dass ich ihn von meinen Armen schütteln kann.

Obwohl ich in der anfangenden Regenzeit hier bin, komme ich ohne signifikante Regenfälle durch die Tage, auch wenn es sehr dichte Dunstwolken gibt. Der grösste Vorteil meines Hotels ist das Ryokan, welches sich am Dach befindet und nur für Hotelgäste zugänglich ist. Da es vom Nachmittag an die komplette Nacht geöffnet hat, verbringe ich viele Nachtstunden im Openair Becken und lausche den leichten Stadtrauschen und beobachte den Nachthimmel.

Leider muss auch diese Reise zu einem Ende kommen und als ich überraschenderweise zum Flughafen begleitet werde, habe ich für einen kurzen Moment die Schwäche, dass ich es über den Haufen werfe und bleibe. Ich komme noch zu Sinnen und starte einen anstrengenden 14 Stunden Flug nach Hause. In Zürich angekommen bekomme ich wieder einmal einen leichten Kulturschock wie anders es in Zügen ist im Vergleich zu Japan, wo jeder darauf bedacht ist, so leise und rücksichtsvoll wie möglich zu sein.

Idealerweise würde ich sagen, dass es nun mit Japan abgeschlossen ist, aber ich denke es ist sicher zu sagen, dass ich wieder kommen werde. Wann und wie weiss ich noch nicht, aber es scheint unausweichlich zu sein, dass sich mein Verlangen nach dieser Insel in Zukunft auch nur ansatzweise verringern wird.

Island - Roadtrip 2023

Der Gedanke, Island zu bereisen, kam 2021 auf, als ich nach Mietautos in Island suchte. Die gängige Vorstellung war, nach Island zu fliegen und dort ein Auto zu mieten, um eine Rundfahrt zu machen. 

Jedoch war ich schockiert über die Preise und las auch einige Horrorstorys über Vermietungsagenturen, die unverschämte Abnutzungskosten für Kleinigkeiten verlangten, die bei normalen Fahrten in einem Land wie Island entstehen. Also entschied ich kurzerhand, mir einen eigenen Pickup-Truck zu kaufen und ihn zum Camper umzubauen. 

Im Oktober 2021 habe ich meinen Toyota Hilux bestellt, mit einer Wartezeit von 12 Monaten, da es keine Fahrzeuge auf Lager gab und alle Pickups in der Schweiz auf Bestellung produziert wurden. Kein Problem, denn ich plante meine Reise für Mai 2023. 

Der Liefertermin wurde immer wieder verschoben, und schließlich kam das Fahrzeug im April (!), nur etwa zwei Wochen vor meiner Abfahrt an. Ich brachte ihn sofort in die Werkstatt für den Umbau. Mit einigen Kompromissen und viel Arbeit wurde er zwei Tage vor meiner Abreise fertig, und dann konnte es losgehen. 

Die Fahrt von der Schweiz bis nach Nürnberg, wo ich meine beiden Freunde abholte, dauerte knapp fünf Stunden. Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf die geplante zehnstündige Reise nach Dänemark. Aufgrund der Sperrung des Elbtunnels bei Hamburg dauerte die Fahrt jedoch fast 12 Stunden. So kam ich nach über 17 Stunden Reise in Dänemark an. Zuerst klappten wir auf einem Parkplatz das Dachzelt auf und ich schlief wie ein Stein für zwei Stunden. 

Wir hatten genügend Zeit, um zur Fähre zu gelangen, und die nächsten Tage verliefen genau so, wie wir es geplant hatten. Fast zweieinhalb Tage verbrachten wir auf der Fähre, und es war genau die Art von Erholung, die ich nach den stressigen Wochen brauchte, um mich auf den Urlaub in Island einzustimmen. Das Essen auf dem Schiff war fantastisch, und selbst der Swimmingpool und die Sauna im untersten Deck waren nicht überfüllt. Leider entdeckten wir den Aufzug, der sehr versteckt war, erst auf der Rückfahrt, und bis dahin mussten wir die zehn Decks immer zu Fuß erklimmen, was nach der Sauna eine Herausforderung war. 

Nach der Ankunft in Island haben wir uns zunächst mit den notwendigen Lebensmitteln versorgt und sind voller Vorfreude losgefahren. Wir mussten jedoch feststellen, dass die Einkaufsmöglichkeiten, besonders im Norden der Insel, äußerst begrenzt waren. Auch sahen wir kaum Menschen auf den Straßen oder in den Dörfern, die meistens nur aus ein paar Häusern bestanden. 

Die erste Nacht war die kälteste mit -4 Grad, aber das Dachzelt mit seinen Seitenwänden aus Goretex und der Matratze erwies sich als fantastisch. Das ließ mich zuversichtlich sein, dass ich die richtige Wahl für zukünftige Wintertouren im europäischen Norden getroffen hatte. Meinen Freunden ging es im Zelt nicht so gut, und wir hofften auf einen baldigen Temperaturanstieg, der in den nächsten Tagen tatsächlich eintrat.

 Die Reise kann in zwei Teile unterteilt werden. Der nördliche Teil der Insel ist von wunderschönen unberührten Landschaften geprägt. Es gibt kaum Menschen, und mit Ausnahme von einigen Touristen begegneten wir niemandem. Als wir eine als "unpassierbar" gekennzeichnete Straße befuhren, trafen wir plötzlich auf einige Autos. Nachdem wir einen wunderschönen Wasserfall besichtigt hatten und weiterfuhren, sahen wir bald, warum diese Straße als "unpassierbar" gekennzeichnet war. Es gab einige Schneefelder, in denen wir sofort stecken blieben, aber mit unserer Ausrüstung konnten wir uns relativ leicht befreien. Andere, denen wir begegneten und die nicht so viel Glück hatten, blieben komplett stecken und kamen nicht mehr weiter. Obwohl wir vergeblich versuchten, ihnen zu helfen, kam bald der Abschleppdienst, den sie zuvor gerufen hatten, und wir fuhren gemeinsam weiter. Bis heute frage ich mich, wie die anderen mit ihren weniger geländegängigen Autos überhaupt so weit gekommen sind.

 Im Nordwesten trafen wir auf wunderschöne Fjorde, die von tiefen Regenwolken umhüllt waren, aber sich auch gerne mit den Spielereien der Wolken zeigten.

 Der zweite Teil der Reise führte uns in den touristischeren Süden. Ab Reykjavik trafen wir auf zahllose Touristen, und auch die Sehenswürdigkeiten waren mehr auf den Tourismus ausgerichtet und abgesperrt. Dennoch waren es wunderschöne Landschaften, und mit etwas Geduld fand man auch hier Ruhe vor der Masse. Besonders beim Fahren auf Schotterpisten waren einige Fahrer mit ihren Mietwagen etwas zögerlich, während ich an ihnen vorbeizog und jede Wasserpfütze genoss.

 Der Süden verlief im Vergleich zum Norden ereignisloser, da alle Möglichkeiten für anspruchsvolle Offroad-Strecken abgesperrt waren. Wir vermuten, dass dies hauptsächlich zum Schutz der Mietwagen geschah, um zu verhindern, dass unerfahrene Fahrer ihre Autos in Schwierigkeiten bringen. Aber das heißt nicht, dass ich mit meinem Hilux in Island zu den großen Abenteurern gehörte. Wir trafen zahlreiche speziell ausgestattete Offroad-Expeditionsfahrzeuge, mit denen man auf Gletschern fahren kann, oder gewaltige amerikanische Trucks, die von Abschleppdiensten gefahren werden.

 Zum Schluss hatten wir noch etwas Zeit zum Entspannen, bevor es wieder auf den Rückweg zur Fähre ging. Die Rückfahrt verlief ruhiger. Nach und nach kehrten die Gedanken an den Alltag zurück, die wir in den letzten Wochen so erfolgreich ausgeblendet hatten. Nach weiteren 17 Stunden Fahrt kam ich erschöpft, aber mit vielen neuen Bildern in meinem Kopf, zu Hause an. Auch wenn wir nicht alle geplanten Hochlandgebiete bereisen konnten, weil sie noch mit Schnee bedeckt waren, war die Reise ein absoluter Erfolg, und ich freue mich schon auf weitere Touren mit meinem bewährten Truck in der Zukunft.

Motorradtour Nordkap 2019

Alles beginnt im Sommer 2018. Mein Kollege sagt beiläufig zu mir, dass ich den Motorradschein machen soll und im nächsten Jahr fahren wir gemeinsam zum Nordkap. Ein Jahr später schaffe ich die Prüfung gerade noch eine Woche vor der geplanten Abfahrt.

Aufgrund der Unsicherheit ob wir überhaupt losfahren können, buchten wir keinen Autozug nach Hamburg und rasen so schnell wie möglich durch Deutschland. Ein Unfall kurz vor der dänischen Grenze schliesst jedoch erst einmal die Autobahn zu. Mit unseren Drohnen wird die Lage ausspioniert und nach einer halben Stunde geht es wieder weiter.

In Schweden angekommen befinden wir uns erstmalig wirklich komplett in Urlaubsstimmung und genießen durch das Jedermannsrecht direkt an einem kleinen der unendlich vielen Seen eine Übernachtung im Zelt.

Doch der Weg zum Nordkap ist weit und das wird uns mit jedem Tag, den wir unterwegs sind, mehr bewusst. Auf Google Maps sieht die Distanz nach Zürich fast schon surreal aus und die Mücken, welche sich auf dem Helmvisier nach kürzester Zeit ansammeln sind förmlich eine Plage. Den letzten Sonnenuntergang erleben wir ungefähr auf halber Distanz durch Schweden und wir vermisse die Dunkelheit einer Nacht jeden Tag mehr. Hunderte Kilometer legen wir zurück ohne, dass sich ein Abend heranschleicht und so kommt es nicht selten vor, dass wir um kurz vor elf Uhr nachts verzweifelt ein Restaurant zum Abendessen suchen, weil wir die Zeit vergessen haben.

Einen kurzen Abstecher zu eine Lodge bei der ich schon mehrere Winter verbracht habe führt uns zu diversen Abenteuern mit Querfeldein Versuchen und schon sind wir auf der Nordkapstrasse. Knapp über 200km liegen zwischen dem Kap und der letzten wirklichen Stadt. Auf dieser Strasse fühlen wir erstmals den kalt beissenden Meereswind, der gefühlte minus fünf Grad vermittelt. Komplett abgefroren kommen wir zu unserer Unterkunft, welche sich zwanzig Minuten von der Kapkugel entfernt befindet und geniessen die wärmende Suppe.

Die letzten Kilometer zum Kap verlaufen unspektakulär, sofern nicht die Visierhalterung von meinem Helm gebrochen wäre, ich die eisigen Winde bis zurück zur Stadt ertragen muss und mir die einzige Wahl bleibt einen Schneemobilhelm als Ersatz zu kaufen. Dieser wird noch fachmännisch mit einem Taschenmesser und Klebeband umgebaut, dass mein Intercom hineinpasst und dann verläuft auch schon wieder alles planmässig.

Wir bekommen die natürliche Schönheit Norwegens so hautnah mit, dass uns auf den Lofoten beinahe der Sabber unter den Helmen hervortropft. Bis jetzt haben wir noch nie einen schöneren Ort kennengelernt als diesen. Die Vermischung aus optisch tropisch weissen Sandstränden, türkisem Meer und schneebedeckten Bergen welche direkt in den Ozean fallen lässt einen im Glauben als wäre man in einem Fantasy Film.

Auch auf der Rückfahrt durch Norwegen realisieren wir wieder einmal was für eine gewaltige Distanz zwischen dem Nordkap und der Schweiz sich befindet. Nach mehrtägiger Reise kommen wir in Oslo an und machen unseren obligatorischen Abstecher zur PNC Zentrale, welche viel leichter zu erkennen wäre, wenn ein paar Fahnen aufgestellt wären.

Auf der Fähre von Oslo nach Frederikshavn erleben wir unsere erste wirkliche Nacht seit zwei Wochen und mit Bier vergeht auch diese Fahrt, genau wie die Fahrt durch Dänemark wie im Flug.

Auf der Autobahn in Deutschland bei 150km/h steigt jedoch plötzlich Rauch von meinem Motor auf und meine vordere Bremse funktioniert nicht mehr. Eine Schrecksekunde später stehen wir am Strassenrand und stellen fest, dass mein Bremsschlauch geplatzt ist und Bremsflüssigkeit auf den heissen Motor getropft hat. Immerhin kein Schaden am Motor. All dies geschieht zum Besten aller Zeitpunkte fünf Minuten vor 18:00 an einem Freitag. Zum Glück gibt es eine Yamaha Garage etwa zehn Minuten entfernt und wir schaffen es noch zur Garage und können meine Maschine abgeben. Da das Wochenende ansteht und mein Motorrad erst die Woche darauf wieder fahrtüchtig ist, trennen sich die Wege zwischen meinem Kumpel und mir und ein paar Tage später mache ich mich auf die abschliessenden Kilometer zur Côte d’Azur auf.

Nachdem ich in Südfrankreich in meinem Lederoutfit fast geschmolzen bin erreiche ich Zürich mit ein paar Umwegen über diverse Passstrassen und schalte meine Maschine zum letzten Mal für die nächste Zeit ab.

Südkorea 2018

Vielleicht ist es Ironie, dass ich während des Schreibens dieses Berichtes bereits wieder in Japan verweile. Genauer gesagt in einem derselben Onsen, wie ich sie bereits 2016 besucht habe.

Ich ging mit relativ starken und präzisen Vorstellungen zu Land und Menschen nach Korea. Schliesslich beschäftige ich mich mit Korea beinahe in Gleichermassen wie mit Japan. Diese Vorstellung wurde jedoch relativ zeitnah von der Realität ernüchtert, auch wenn es mir gelang in Seoul mit diversen Koreanern in verschiedenen Situationen in Gespräche zu gelangen und angenehme Bekanntschaften zu schliessen.

Die grundlegende Vorstellung war, wenn man es plump ausspricht, ein „Japan in Light Form“. Ein Land mit starkem Einfluss eines seiner wichtigsten Handelspartner und Nachbarländer. Leider hat das chinesische Verhalten mehr abgefärbt als erwartet. Die berühmte japanische Höflichkeit war leider nicht vorzufinden und man bekommt eher ein europäisches Gefühl.

In den ersten Tagen beeinflusste mich dies auch nicht und ich konnte mein vorbereitetes Programm ohne Probleme durchziehen. Seoul ist mit U-Bahnen gut erschlossen und dank einer sehr hilfreichen U-Bahn App kam ich auch schnell ohne Probleme durch das dichte Netz. Aus irgendeinem Grund wollte zum Zeitpunkt der Reise Google Maps mit den U-Bahn Linien nicht funktionieren…

Das Wetter spielte bis auf zwei Tage komplett mit und die Nähe der Berge zu Seoul ergibt sich einfach um zu Wandern. Dies habe ich auch genutzt, denn die koreanische Landschaft ist ausgesprochen sehenswert und selbst Mt. Bukhan als lokale Höchstspitze mit 900 zu erklimmenden Höhenmeter wird unter der schwülen koreanischen Sonne bezwungen.

Ein Highlight des Trips wurde wieder einmal der Weg zur DMZ zwischen Nord- und Südkorea. Im Gegensatz zur Nordseite, bei der ich mehr oder weniger ohne Probleme einfach durch die Checkpoints mit meinen Guides fuhr (Stichwort Minenfeld), begann der Tag früh mit diversen Vorträgen und Einweisungen zu der Situation vor Ort. Meiner scherzhaften Aussage samt Fotobeweis, dass es auf der Nordseite nicht so schwierig war an die DMZ zu kommen gefiel dem vortragenden Major nur bedingt…

Direkt am Folgetag gelang es mir einen Haken unter einer seit langen auf meiner ToDo Liste stehenden Pendenz zu setzen: Eine Weekly KPoP Music Show. Im Gegensatz zu westlichen Konzerten oder Musikveranstaltungen ist bei jenen in Korea alles auf die Minute genau geplant und organisiert. Sogar die Menschenmenge ist in etliche Zonen organisiert und selbst vor der Bühne sind anstelle dem Stehparkett Sitzplätze mit fast schon zurückhaltenden Fans welche genau einstudierte Verse auf die Bühne rufen. Eine Tatsache, welche ich bei einem späteren Starcraft Turnier, bei dem Zwischenrufe und über Aktionen ihres Favoriten entrüstete Koreaner an der Tagesordnung standen, etwas vermisst habe.

Grundsätzlich war auch diese Reise für mich ein Erfolg, jedoch muss man mit den richtigen Erwartungen anreisen. Wer ein günstigeres Japan sucht ist an der falschen Stelle. Wer ein zivilisierteres China sucht wird sich vor Glück nicht beherrschen können.

Persien und Zentralasien 2017

Nach vier Monaten hatte ich endlich alle notwendigen Reiseunterlagen zusammen und ich machte mich auf den Weg zu meinem bis dahin größten Abenteuer.

Nach zehnstündiger Reisezeit lande ich in Teheran und werde bereits von meinem Kumpel empfangen, der einen Tag vor mir angekommen ist. Der Weg zu unserem Hotel ist unspektakulär was mitunter wohl daran liegt, dass es zwei Uhr am Morgen ist. Einzig die mehreren Straßenkehrer kommen mir etwas merkwürdig vor und im Laufe der Reise werden mir noch einige Gegebenheiten ein Fragezeichen über den Kopf setzen.

Die Tage in Teheran verlaufen viel zu schnell und die Details der Stadt werden aufgesogen wie ein Schwamm. Eine der angenehmsten Überraschungen sind die Aschura Feiertage, welche das Land in ihrem Bann halten und alle Menschen sind in Festtagsstimmung. Auch wenn manche Bräuche ungewöhnlich für den Westen erscheinen und in dunkleren Gassen etwas beängstigend wirken, zählen die Menschen zu den freundlichsten, die ich in meinem Leben getroffen habe. Die Neugierde an Touristen ist überall präsent und führt dazu, dass wir zu Speis, Trank und sogar Eigenheimen eingeladen werden. Selbst bei einem selbsterlebten Autounfall wartet man nicht lange auf ernstgemeinte Hilfeangebote.

Eine der ersten Autoetappen durch die Wüste entlang des Elburs Gebirges östlich von Teheran ernüchtert meine aus unerklärlichen Gründen hohen Erwartungen an das Fahrerlebnis. Die Straßen sind in einem erstaunlich guten Zustand und erlauben ein zügiges Vorankommen, welches durch einen gut platzierten Polizisten inmitten der Wüste, welcher mir meinen auf dieser Reise ersten Strafzettel wegen zu schnellem Fahren erteilt, ausgebremst wird. Aufgrund der enormen Distanzen, die wir überwinden verbringen wir dennoch einen guten Teil dieser Reise in diversen Autos, die eine Tatsache immer gemeinsam haben: defekte Klimaanlagen. Ab einer gewissen Temperatur hilft hier auch der stärkste Fahrtwind nicht mehr.

Auf dem Weg zum finalen Ziel im Iran, dem Heiligen Schrein des Imam Reza, führt uns unser Weg durch viele kleinere Städte und wir genießen besonders das lokale Essen, welches aufgrund der Feiertage kostenlos in jeder Moschee ausgegeben wird. Nicht nur einmal besteht der örtliche Mullah darauf, dass wir nach dem Essen in der Moschee bleiben um ein paar Koranverse zu zitieren.

Der Heilige Schrein in Maschhad allein ist die Aufwände in den Iran zu kommen wert. Die Gebetshallen sind riesig und mit unglaublich vielen Details verziert und auch an einem Ort an den jährlich Millionen an Pilgern aus aller Welt reisen steche ich als Tourist heraus und komme in diverse Gespräche mit lokalen Gästen. Aufgrund eines Missverständnisses mit dem lokalen Guide bekommen wir Zutritt in die Grabhalle des Imam Reza, der Nicht-Muslimen normalerweise untersagt ist.

Mit Abstand der interessanteste Grenzübergang war in Sarachs zu Turkmenistan. Da wir aufgrund eines kleinen unplanmäßigen Roadtrips im Iran unser Visa um zwei Tage überzogen haben werden wir von einem Grenzbeamten sehr energisch angemacht mit dem schlussendlichen Ergebnis, dass 120 Dollar unsere Probleme lösen. Die Probleme setzen sich jedoch auf der Turkmenischen Seite fort, da ich offenbar einem gesuchten Drogenschmuggler ähnlich sehe und wir drei Stunden lang Fragen beantworten müssen während unsere Koffer und Taschen bis ins kleinste Detail, dass es fast Nordkorea in den Schatten stellt, untersucht werden.

Nachdem wir endlich über die Grenze kommen brauchen wir noch mehrere Stunden bis nach Mary in unser Hotel. Dabei fällt einem in erster Linie auf, dass Turkmenistan nicht einmal im Ansatz gebirgig ist, da bis zum Horizont nicht ein Hügel hervorsticht. Als nächstens sind die etlichen Polizei Checkpoints, durch die man fahren und nicht selten seinen Ausweis vorzeigen muss. Leider muss ich feststellen, dass Turkmenistan nicht sehr viele Attraktionen zu bieten hat, da Genghis Khan nicht viel von alten Zivilisationen übrig gelassen hat. Der Reichtum an Erdgas ist jedenfalls einfach zu sehen, da man überall auf weißen Marmor trifft. Die Spitze ist die Stadt Ashgabat in der die Gebäude ganzer Stadtteile in Marmor verkleidet sind, der nach Rücksprache mit einer Museumsangestellten fast ausschließlich aus Griechenland importiert wurde.

Die Einreise nach Usbekistan verläuft erstaunlich ruhig im Vergleich zur Einreise was offenbar daran liegt, dass Usbekistan ein ausgesprochen beliebtes Land für Touristen mit dem Interesse für die Seidenstraße ist. Auf allen Routen und Städten begegnen wir Touristen, die auf einer ähnlichen Route durch das Land unterwegs sind. Das Essen ist ausgesprochen gut und einige unserer Hotels sind in restaurierten Häusern des Mittelalters untergebracht. In den ersten Tagen gehen wir noch mit einer wahnsinnigen Neugierde in die verschiedenen Mätressen und Moscheen, jedoch setzt nach einer Weile leider eine gewisse Reisemüdigkeit ein, denn selbst wenn die Verzierungen und Bauten jedes für sich wunderschön und außerordentlich eindrucksvoll sind, sind es am Ende nicht die einzigartigen Details, sondern die vielen Parallelen an die man jedes Mal erinnert wird. Leider verlässt uns in Usbekistan auch etwas die Magie unseres Abenteuers, als wir über die Mengen an Touristen blicken, welche sich durch die Städte schieben.

Je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr werden wir daran erinnert, dass das größte Erlebnis auf dieser Tour noch vor uns steht. Die vermehrten Militärcheckpoints machen uns darauf aufmerksam, dass die Grenze zu Afghanistan nur mehr wenige 100m vor uns liegt.

In Termiz verbringen wir eine stärkende und dringend notwendige Nacht nach der fast achtstündigen Autofahrt von Samarkand und brechen frühmorgens zum Grenzübergang auf. Nach einigen eher neugierigen Fragen der deutschen Grenzbeamten führt uns die Strecke entgegen unserer ersten Plänen nicht nur an der Grenze entlang, sondern wir fahren in das Landesinnere und es dauert nicht lange bis wir es bereuen. Spätestens eine Stunde nachdem wir im Land waren packten wir jegliche Kameras tief nach hinten in den Kofferraum und versuchen, sofern dies überhaupt möglich ist, nicht wie Touristen auszusehen. Die Anzahl an mit Gewehren bewaffneten Personen mitten auf den Straßen innerhalb sowie außerhalb Kundus ist unfassbar gewaltig. Selbst mit funktionierender Klimaanlage würden mir wahrscheinlich die Schweißperlen von der Stirn laufen. Bis nach Kundus sind die Straßen in einem relativ guten Zustand und man kann davon ausgehen, dass diese relativ neu sein müssen. Der Weg in Richtung der Grenze zu Tadschikistan ist eine komplett andere Geschichte. Die fahrbare Maximalgeschwindigkeit beträgt gefühlte 20km/h, da man allen paar 100m Kratern und sonstigen Löchern ausweichen muss, wobei die am Horizont stehenden Reiter wesentlich weniger stressverursachender sind, als diejenigen welche an einem auf der Straße vorbeireiten. Aufgrund des schlechten Zustandes der Straßen benötigen wir exorbitant länger und kommen kaum voran und einige Stunden später erreichen wir äußerst erleichtert die Grenze. Richtig entspannen konnten wir jedoch wirklich erst eine Stunde landeseinwärts in Tadschikistan.

Nach diesem Erlebnis, welches mich wahrscheinlich fünf Jahre meines Lebens gekostet hat, ist der Abschluss der Reise ein purer Segen und da wir zwei Tage länger im Iran verbracht haben kürzen wir die Autofahrt durch das Pamir Gebirge mit einem Flug von Duschanbe nach Taschkent ab. An meinen halben Tag in Taschkent kann ich mich kaum noch erinnern, auch wenn es der letzte Tag meiner Reise war, da wir einfach nur mehr müde waren und uns schon an die weichen Betten zu Hause gesehnt haben.

Alles in Allem kann man sagen, dass diese Reise definitiv jegliche Erfahrungen wert war, jedoch hat der Durchhänger in Usbekistan etwas die Luft aus den Segeln für die weitere Strecke genommen. Auch wenn in Afghanistan ein sprichwörtlicher Sturm das Schiff beinahe zum Kentern brachte. Alle Personen, die wir auf dieser Reise kennenlernen durften waren ausgesprochen freundlich und offen, mit der Ausnahme des einen Grenzbeamten im Iran … und ich kann diese Länder als Reiseziel nur weiterempfehlen, denn für mich gibt es durchaus noch diverse Punkte auf der Karte, die ich besuchen muss.

Nordkorea 2016

Eine geraume Zeit lang hatte mich der Gedanke „Nordkorea“ beschäftigt und die ersten Anreize dieses Land zu besuchen hatte ich bereits 2014. Nachdem ich den langwierigen Prozess vor der Einreise abwickeln konnte, in dem mir vom Chinesischen Botschafter persönlich jegliche Unterstützung in Ernstfall abgelehnt wurde, machte ich mich auf den Weg nach Pjöngjang.

Die Einreise ging erstaunlich schnell und abgesehen von den erwarteten Durchsuchungen meines Gepäcks und erneutem Ausfüllen mehrerer Einreisedokumente wurde ich freundlich am Flughafen begrüßt. Die einzige Schwierigkeit die ich hatte war, dass ich nicht wusste wie meine Guides aussehen und da sie sich auch nicht wirklich bemerkbar gemacht hatten verließ ich das Flughafengebäude nur um nach wenigen Schritten zurück eskortiert zu werden. Mit Hilfe meiner Eskorte fand ich meine Guides dann relativ schnell. Zwei junge Damen.

Das Programm ging sofort los und die ersten Stunden in Pjöngjang waren noch etwas surreal. Am ersten Abend in meinem Hotelzimmer wurde es allerdings real, als um 22:00 beinahe in der ganzen Stadt die Lichter ausgingen. Dass in der ganzen Stadt von Natur aus schon kaum Lichter an waren, lasse ich bewusst außer Acht.

Als eine der ersten Sehenswürdigkeiten musste ich die Bronzestatuen zu Ehren von Kim Il Sung und Kim Jong Il besuchen, Blumen niederlegen und meinen Respekt zeigen. Dabei spürte ich zum ersten Mal die strikten Vorgaben, die die Guides auf diesem Trip noch auferlegen werden. Im Nachhinein gesehen war es dann jedoch nur ein Ort von vielen, denn auch wenn ich außergewöhnlich häufig hingewiesen wurde, dass ich Fotos machen kann und soll, waren die Guides dann doch sehr besorgt darum was und wie ich fotografiere.

Besonders auffällig war die Tatsache, dass man immer auf denselben sehr sauberen Straßen unterwegs war und die Grünflächen ausgesprochen gut gepflegt waren. In Anbetracht der schätzungsweise 1.000 Menschen die ich gesehen hatte die damit beschäftigt waren die Straßen zu fegen oder den Rasen zu trimmen (dabei konnte ich nicht unterscheiden, ob es die berühmt berüchtigten Graspflücker oder Gärtner waren) war dies auch nicht sehr verwunderlich.

Etwas das mir sehr unangenehm war, war dass man bei allen öffentlichen Bereichen wie eine Art Berühmtheit behandelt wurde. In der Science City, ein riesiger Gebäudekomplex der Studienbereiche, eine Bibliothek und mehrere interaktive Lernbereiche für Kinder unter einem Dach vereint, wurden anstehende Menschen durch meine Guides förmlich auf die Seite gedrängt, dass ich an ihnen vorbeigehen konnte. Dies wiederholte sich regelmäßig bei anderen Sehenswürdigkeiten und vor einem botanischen Museum wartete eine Menschenmenge darauf bis ich das Gebäude wieder verlassen hatte, obwohl sie bereits vor mir angekommen waren. Diesen Sonderstatus bekommt man sehr zu spüren, wenn man in den Schülerpalast geführt wird.

Kim Il Sung wird als enormer Kinderfreund dargestellt und man bekam bei jeder Gelegenheit vor Augen geführt, dass Kinder eine der höchsten Prioritäten im Land darstellen. Deshalb sind Schulen und jegliche Bildungsstätten extravagante und pompöse Bauten. Private Vorstellungen mit diversen Instrumenten und sonstigen Talenten von Kindern standen in jedem Raum zur Schau. Teilweise waren diese Kinder gerade einmal sechs Jahre alt und entweder sind es Naturtalente des höchsten Grades oder wurden von jüngstem Alter an trainiert. Mein langer Bart verursachte anfänglich zwar ein gewisses Maß an Zurückhaltung, jedoch als ich begann Haribo Gummibärchen zu verteilen war die Schüchternheit wie fortgeblasen und soweit ich Kinderlachen beurteilen kann waren diese ehrlich. Dies hatte mir den Tag kräftig versüßt.

Im krassen Kontrast dazu stand der Besuch des Grenzpostens in der Nähe von Kaesong. Man wird in fast allen Bereichen der Reisetour von jeglichen Spannungen zwischen Nord- und Südkorea ferngehalten. An der Grenze spürte man jedoch förmlich das Knistern in der Luft und der Weg durch die etlichen Militärcheckpoints dorthin verbessert dieses Gefühl nicht wirklich. Die diversen Gewehre die in meine Richtung gerichtet waren gaben dem Ganzen die Kirsche oben drauf. Die Rückkehr nach Pjöngjang erleichterte mich erstaunlicherweise mehr als ich erwartet hatte.

Eine angenehme Abwechslung waren die diversen Fahrten durch das Land. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Leider war die Autobahn gesperrt und wir mussten Landstraßen benutzen. Im Normalfall wäre ich darüber erfreut gewesen, dass wir durch mehrere Ortschaften fahren konnten. Dabei hatte ich jedoch meine Gedanken verdrängt, dass die ländliche Bevölkerung unter massiver Armut leidet. Daran wurde ich bei dieser Fahrt bitter erinnert und meinen Guides war es sichtlich unangenehm, dass ich diese Bilder gesehen habe die nicht in ihre Beschreibungen passten. Dementsprechend war es mir wieder einmal verboten Fotos zu machen.

Der 9. September ist der Nationalfeiertag in Nordkorea. Den meisten Menschen wird der 09.09.2016 allerdings wegen des Atomwaffentests in Erinnerung bleiben. Ich werde mich jedoch daran erinnern, dass ich eine Militärparade gesehen habe, eine atemberaubende Zirkusvorstellung besuchen und in einen traditionellen Massentanz in der Nähe des Triumphbogens mittanzen konnte.

Meine Guides brachten mich bis zum Bahnhof bevor ich meine 24 Stunden Fahrt Richtung Peking antreten durfte. Es war ein seltsamer Abschied, da ich mir nach wie vor nicht sicher war in welchem Verhältnis wir zueinander standen, nachdem ich eine Woche mit ihnen verbracht hatte.

In Dandong an der Grenze zu China durchlief ich die intensivste Grenzkontrolle in meinem Leben und ich bezweifle, dass dies jemals übertroffen werden kann. Vier Stunden lang wurden alle Taschen, Fotos, Bücher und sonstigen persönlichen Gegenstände durchsucht. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Fotozensur. Meine Guides hatten mir bereits beim Fotografieren über die Schulter gesehen und stichprobenartig die SD Karte kontrolliert. Trotzdem musste ich bei der Ausreise noch ungefähr 200 Fotos löschen, die dem Grenzbeamten missfielen. Als wir in Dandong schlussendlich losfuhren kam mir ein seltsamer Gedankengang: „endlich wieder im freien China“. Nachdem ich im Hotel in Peking versuchte Google zu öffnen verwarf ich diesen Gedanken wieder.

Als Schlusswort muss ich anbringen, dass diese Reise wesentlich anders verlief als erwartet. Vorort musste ich mich immer wieder selbst daran erinnern in welchem Land ich gerade bin und dass ich nicht einfach losgehen konnte um die Gegend zu erkunden, da ich spätestens nach 100 Metern aufgehalten werde. Die Guides hatten ein enormes Talent mir eine rosarote Brille aufzusetzen um mich im Glauben zu lassen, dass all das Schlechte was man in den Medien hört nur westliche Propaganda ist. Etwas dass ich niemals erwartet hätte war die Tatsache, dass sie mich dazu brachten, dass ich meine Leidenschaft für Japan verleugne da beinahe jeder Missstand im Land auf die Japanische Kolonialherrschaft geschoben wird. Dies hatte mein Gewissen mehrfach auf die Probe gestellt. Es war eine eindrucksvolle Reise und ich bereue es nicht, dass ich sie angetreten habe und es wird mit Sicherheit noch eine Weile dauern bis ich alle Erlebnisse verarbeitet habe.

Japan 2016

Das ist wahrscheinlich der Reisebericht mit den frischesten Gedanken. Nicht, dass ich so dermaßen viele Texte verfasst habe bis jetzt, aber ich glaube nicht, dass ich noch einmal ein Monat nach der Rückkehr den Kurzbericht über eine meiner Reisen verfassen werde.

Der dritte Anlauf nach Japan soll die Krönung sein. Mit dem Zug von der Vulkaninsel Kagoshimas bis hinauf zu den Bierbrauereien in Sapporo mit Haltestellen in jeder großen Stadt und kleinen verschlafenen Ortschaften.

Alleine schon die Anreise wird alle Vorangegangen übertreffen. Auch wenn es Business Class ist, war der zwölfstündige Flug von Zürich nach Tokyo eine Herausforderung. Irgendwann hält man es im Flugzeug nicht mehr aus. Nach acht Stunden Transfer in Tokyo blühen mir allerdings noch einmal etwas über drei Stunden nach Kagoshima. In Summe werde ich knapp dreißig Stunden unterwegs sein bis ich komplett erschöpft in mein Hotelzimmerbett falle.

Die Tage werden komplett anders verlaufen müssen als die Reisen zuvor. Ich werde durchschnittlich zwei Tage in jeder Stadt verbringen und an den Transfertagen werde ich auch noch etwas Programm unterbringen müssen. Es wird eine Herausforderung bei der mich mein kommendes Glück kräftig unterstützen wird.

Kagoshima sieht mich für nur einen Tag, aber mein erhoffter Schnee bleibt aus. Leider hält sich das bis Sendai an. Es ist ein ungewöhnlich warmer Winter. Teilweise kann ich nur mit meiner Softshell Jacke durch die Straßen laufen. Abgesehen von der Schifffahrt zur Battleship Island. Dort frieren mir alle Gliedmaßen ab. Obwohl ich diese Reise eher entspannter angehen wollte füllt sich mein Programm recht gut. In den wenigen Tagen die ich teilweise in Städten verbringe möchte ich natürlich so viel wie nur möglich sehen. Gerade in Nagasaki entwickelt sich dieser Ehrgeiz zu einem Gewaltmarsch.

Meinen einzigen verregneten Tag in fünf Wochen muss ich in Fukuoka ertragen. Dank meinem Glück, war das die einzige Stadt in der ich kaum Programm angesetzt hatte. In Hiroshima wie auch in Nagasaki musste ich mir die unbedingt die Monumente ansehen, die an den Stellen errichtet wurden an denen die Atombomben im zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden. Gerade in Nagasaki im Gedenkraum in dem die Namen der Opfer aufbewahrt wurden spürt man förmlich die erdrückende Ehrfurcht und dies war in Hiroshima kaum anders. Allerdings war Hiroshima in Weihnachtsstimmung und da waren meine Gedanken doch mehr bei den wunderbar beleuchteten Straßen. Osaka war für mich wie ein offenes Buch. Ich konnte mich durch die Stadt navigieren ohne auf meinen Guide oder groß auf die Netztafel zu blicken. Es ist ein anderes Gefühl sich so zu bewegen und die vielen kleinen Details zu bemerken, die man sonst übersehen würde. Aber nicht alles ist wie gewohnt. Mein Aufenthalt in einem Kapselhotel für zwei Tage war ein Erlebnis für sich. Ich konnte es kaum glauben, als ich meine Tattoos auf den Waden abkleben musste, weil Tattoos immer mit der Yakuza in Verbindung gebracht werden, auch wenn es der Roadrunner und Koyote sind. Osakas Universal Studios Vergnügungspark alleine ist schon fast die Reise wert.

Leider hat auch dieses Jahr meine Vorbereitung gewisse Fehler, die ich vorhersehen hätte können. In Nagoya hatte jede geplante Attraktion wegen des dreitägigen Japaninlandurlaubes geschlossen und ich verbringe die Hauptzeit in Zügen und sehe mir Japan vom Fenster aus an. Auch hier habe ich dieses Mal nicht auf ein bisschen Luxus verzichtet und genieße das Green Car in den Shinkansen, das man mit unserer First-Class vergleichen kann. Dem Railpass sei Dank kann ich beliebig in alle Richtungen fahren. Die Neujahrstage in Tokyo waren erstaunlich ruhig. Alles ging seinem gewohnten Lauf und auch hier kannte ich mich sehr gut aus, obwohl das letzte Mal nun schon drei Jahre her war. Nur jedem dem ein bisschen Ruhe zu Neujahr lieb ist und nicht zu viel feiern möchte empfehle ich einen großen Bogen um Shinjuku zu machen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so ein großes Saufgelage gesehen wie dort zu Neujahr. Für wenige hundert Meter zurück zum Bahnhof habe ich mit Leichtigkeit über dreißig Minuten gebraucht.

Da war mir die Erholung im Shibu Onsen Dorf schon ganz gelegen. Abgesehen von meinen Aufenthalten in Norwegen war ich selten so erholt wie nach den mehreren Onsen Besuchen in Japan. Auch wenn ich im Nachhinein das Taenoyu Onsen bevorzuge, welches auf einem Berg neben einem Wasserfall liegt und kitschiger gar nicht mehr sein kann, hat jedes Ryokan seine eigenen Vorzüge die man mindestens einmal genießen muss, wenn man nach Japan kommt.

Mein außergewöhnlichstes Erlebnis des Urlaubs hatte ich allerdings in Sendai. Es war ein entspannter Tag und da ich nicht sehr viel Programm habe sitze ich entspannt in einem Park und esse ein Sandwich. Dabei kommen ein paar Schüler und eine Schülerin aus der High-School gegenüber des Parks auf mich zu und fragen mich, ob ich nicht als Gast in ihrer Klasse teilnehmen möchte. Zuerst war ich etwas verwirrt aber schlussendlich habe ich einen schönen Tag in der Klasse verbracht. Wir haben englische Unterhaltungen geübt mit dem Fokus auf Touristen. In erster Linie waren es oft einfach nur Übungen, wie man nach Richtungen fragt oder Wegbeschreibungen gibt. Das Mittagessen in der Cafeteria war erstaunlich gut und gegen Nudelsuppen konnte ich nie etwas sagen. Den Nachmittag verbrachte ich im Kendoclub, nachdem in einer Unterhaltung gefallen ist, dass ich selbst Kendoka bin. Das war das dritte Mal in dieser Reise nach Osaka und Tokyo, dass ich Kendo trainieren konnte in Japan. Auch wenn ich es mitunter aus Osaka 2014 bereits kannte gingen die Japaner absolut mit eiserner Hand gegen mich vor im Training und die blauen Flecke haben mich eine Weile begleitet.

Die Reise nach Sapporo war ein besonderes Beispiel der japanischen Pünktlichkeit. Ich musste auf der Reise viermal umsteigen und an einer Station war die Transferzeit bei sechs Minuten. In Österreich oder der Schweiz würde ich mich niemals trauen so eine Verbindung zu nehmen, aber hier in Japan habe ich nicht einen unnötigen Gedanken verschwenden müssen um sicher zu sein, dass ich den Anschlusszug nicht verpasse. Ich wurde nicht enttäuscht und genieße die langersehnte Winterlandschaft Hokkaidos.

Nachdem ich in der Sapporo Brauerei ein gutes Bier getrunken habe und mir kurz danach ein Erdbeben der Stärke 6,7 in der Nähe Sapporos den Boden unter den Füßen weggezogen hat ging es auch schon zum Mount Moiwa auf dem ich eine Atemberaubende Sicht über gefühlt halb Hokkaido hatte. Am Rückweg scheine ich allerdings eine falsche Abzweigung zu nehmen, denn ich lande auf einer Skipiste. Der normale Wanderweg war schon extrem kompliziert für mich und meine Sneakers aber die Piste war dann nur noch ein Rutschfest.

Auch dieser Urlaub muss irgendwann ein Ende finden und es fällt mir dieses Mal besonders schwer, denn die ganzen fünf Wochen konnten nicht besser verlaufen, als es passiert ist. In Tokyo verbringe ich meine letzte Nacht erneut in einem Kapselhotel. Nach einer halben Stunde Verspätung, die mich wieder ins westliche Denken zurück holt vergeht der Rückflug buchstäblich wie im Flug und nach erneuten zwölf Stunden erwartet mich mein eigenes Bett zu Hause wieder.

Es war für mich ein krönender Abschluss für die Reisen nach Japan und auch wenn mich dieses Land mit Sicherheit wiedersehen wird blicken meine Augen nun auf andere Länder, die es zu entdecken gilt.

Vielen Dank fürs Lesen.

Japan 2014

2016 ist das Jahr in dem ich meine Reisen wohl verarbeite und die Inspiration zum Schreiben habe. Nach meinen großen Erfolg 2013 bin ich zuversichtlich, dass auch diese Reise meinem Geschmack voll entsprechen wird. Es ist Frühling und die Kirschblühte verzaubert das Land. In meinem letzten Eintrag habe ich gar nichts über mein Hotelzimmer gesagt und dieses Mal werde ich es kurz erwähnen. Die Zimmer in Japans Hotels sind oft relativ klein, aber für eine Person absolut ausreichend. Wichtig ist immer die eigene Nasszelle, die offenbar in Massenproduktion hergestellt wird. Das Badezimmer in meinem Hotel in Osaka ist bis ins kleinste Detail ident zu dem in Tokyo.

Auch dieses Jahr begrüßt mich Japan mit Regen. Nur ist es nun ein unangenehmer Regen begleitet von kaltem Wind. Dieses Jahr war ein Railpass für ganz Japan überflüssig und ich musste meine Tagesreisen außerhalb meiner „Hauptbasis in Osaka“ mit verschiedenen Mehrtagestickets organisiert. Gleich bei meinem ersten Ausflug verfahre ich mich zu einem glücklicherweise anderen Ausflugsziel. Die Zugfahrt ist zu lang, um noch umzusteigen. Ich sollte wohl nicht zu übermütig werden und meinen Guide zu Rate ziehen, auch wenn ich meine, dass ich mir sicher bin.

Kobe ist eine wunderschöne Stadt. Abgesehen von einem ausgezeichneten Mittagessen konnte ich genussvoll durch die Straßen laufen und mir die Sonne auf den Kopf strahlen lassen. Am Abend sehe ich in den Nachrichten, dass Baugerüst auf eine Straße gestürzt ist, auf der ich nicht lange zuvor vorbeigegangen sein konnte in Anbetracht, dass es späterer Nachmittag war und die Sonne im Bericht noch relativ hell schien. Genauso liegt wohl auf Kyoto ein Fluch für mich. Bereits 2013 habe ich es nicht geschafft in den Imperial Palace zu kommen, da ich mich nicht rechtzeitig angemeldet habe. Im Laufe des Urlaubs brauchte ich drei Anläufe um hineinzukommen und dann war es Zufall, da er ohne Voranmeldung zugänglich war. Außerdem verpasse ich jedes öffentliche Verkehrsmittel mit dem ich fahren möchte. Schlussendlich wird mich meine erste Blase seit Jahren an meinem rechten Fuß für die nächsten Tage verfolgen.

Nichtsdestotrotz sind die Kirschblüten atemberaubend und jeder Ort an dem ich sie antreffe ist gefüllt mit Menschen um sie zu bestaunen. Dieses Jahr besuche ich viele kleinere Städte und auch wenn ich mich öfters verlaufe genieße ich jede Sekunde, die ich an der frischen Luft verbringen kann. Sein es die Rehe in Nara, welche Menschenscheue absolut nicht kennen, die Wolkenkratzer Osakas oder die etlichen Onsen, Schreine und Tempel auf dem Koyasan. Jeder Schritt und sei er noch so schmerzhaft bleibt ein Genuss.

Aber es ist nicht alles wie erwartet und erhofft. Dieses Jahr war ich mit meiner Vorbereitung etwas schlampig und einige meiner Sehenswürdigkeiten oder Routen waren falsch geplant. Oft bin ich mehrere Stunden an einen Ort gefahren, nur um zu sehen, dass es nichts zu sehen gab. Ich nutzte meine Mehrtagestickets oft, um einfach im Zug zu sitzen um mir die Gegend anzusehen. Würde ich nicht so einen großen Gefallen an Zügen finden, wäre dieser Urlaub wahrscheinlich teilweise ins Wasser gefallen. Meine Erfahrungen aus 2013 haben sich aber auch hier gelohnt. Auch wenn eine Tagestour ins Leere gelaufen ist, habe ich schnell etwas gefunden das ich an dessen Stelle machen konnte und selbst mit einer Blase am Fuß hätte es mich nie aufgehalten mehrere Stunden durch die Straßen Osakas zu gehen. Somit war mein Erste Hilfe Packet wenigstens nicht umsonst eingepackt…

Der einzige wirkliche Rückschlag wollte sich schließlich noch an einem meiner letzten Tage einschleichen. Am Programm steht der Yoshino Nationalpark. Es beginnt wunderbar. Es ist vergleichsweise heiß zu den anderen Tagen, aber nicht zu dunstig. Dennoch werde ich am Anfang übermütig und laufe buchstäblich den Berg hinauf. Nicht viele Minuten später liege ich in der Wiese und muss mit dem Atem ringen. Aber dabei kann ich die wunderschönen Kirschblütenbäume genießen. Bis hierhin noch alles gut. Beim Abstieg entscheide ich mich die normale Route zu verlassen und wandere auf einem Seitenpfad. Es hat kommen müssen und ich rutsche leicht am Hang ab. Dabei stürze ich auf meine Kamera. Die Wetterblende ist zerbrochen und ich höre ein leichtes Rascheln im Objektiv. Ich habe richtig Angst, dass es mir das Objektiv kaputt gemacht hat. Schlussendlich ist nichts passiert, aber dennoch habe ich mir die Hose zerrissen und das bedenkliche Rascheln ist nach wie vor präsent.

Auch diese Reise hat zu Ende gehen müssen und selbst wenn es mit 2013 nicht ganz mithalten konnte sind meine „Beschwerden“ auf so einem hohen Niveau, dass auch 2014 als voller Erfolg abgestempelt werden kann. Ich empfehle jedem der nach Japan reisen möchte, dies zur Kirschblütenzeit zu tun. Es ist absolut magisch.

Vielen Dank fürs Lesen.

Japan 2013

Drei Jahre ist es her, dass ich nach Tokyo geflogen bin zum ersten Mal. Es ist mein erstes Abenteuer nach Japan und die erste große Reise, die ich alleine antreten werde. Jetzt nach dieser langen Zeit versuche ich diese Erfahrung in wenigen Absätzen wiederzugeben. Ich habe bereits ein ganzes Buch über diese Reise geschrieben und es ist ansträngend alles kurz zu fassen.

Es ist aufregend. Ich habe eine fiese Grippe mir kurz vor der Anreise eingefangen und diese wird mich auch noch einen guten Teil dieses Urlaubes begleiten. Einen kurzen Schock habe ich bei der Einreise vor einer Quarantäne Station, aber da spielt mir die Fantasie einen Streich. Es regnet bei der Ankunft und ich brauche etwas bis ich mein Hotel finde, da ich schlauerweise meine Karte falsch lese. Monatelang habe ich mich auf Japan vorbereitet und dann scheitert es daran, dass ich die Karte falsch herum halte. Ich finde das Hotel und es setzt nun das Bewusstsein ein, dass ich wirklich hier bin. Es ist angenehm. Es ist Hochsommer und die Tage sind heiß, obwohl es oft regnet in den Nächsten. Das Shirt klebt täglich nach wenigen Minuten an meinem Körper.

Tokyo ist riesig. Ich bin froh, dass ich mich vorbereitet habe. Manchmal sehe ich Touristen, die mit Straßenkarten verzweifelt dastehen, da alles in Japanisch angeschrieben ist. Diesen Ärger konnte ich mir ersparen. Meine Tage sind gefüllt mit Programm und am Abend schmerzen mir die Beine. Etwas das mir sofort auffällt ist, dass ich kaum andere Touristen bei den Sehenswürdigkeiten antreffe. Allgemein konnte ich andere Touristen wohl an einer Hand abzählen.

Mein Programm führt mich an viele Orte und auch wenn ich mich oft quäle fühle ich mich danach, als hat es sich gelohnt. Hakone wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht, dass ich mich über Tokyo beschweren kann, aber in Hakone hat einfach alles gepasst. Es war nicht zu heiß. Blauer Himmel. Alle Sehenswürdigkeiten übertreffen meine Erwartungen und auf der Rückfahrt treffe ich im Bus ein Ehepaar mit dem ich ins Gespräch komme sich und mit mir die Zeit zurück zum Bahnhof vertreiben.

Es ist ungefähr die Halbzeit meines Aufenthaltes. Den Tag verbringe ich im Nikko Nationalpark. Es ist ein bewaldetes Sumpfland mit einigen kleinen Wasserfällen in dem ich einen mehrere Stunden andauernden Marsch zurücklegen werde. Die Luft ist so rein und man kann sie förmlich schmecken. Die erste Hälfte der Wanderung bin ich größtenteils alleine unterwegs, abgesehen von ein paar Fischern. Danach treffe ich oft auf Schulklassen. Es fühlt sich nicht mehr so privat an, aber als ich zurück zum Bahnhof komme sind meine Nasenlöcher, mein Rachen und meine Luftröhre komplett frei. Die Grippesymptome sind wie weggeblasen.

Die Tage sind geprägt von Staunen. Um jede Ecke verbirgt sich ein neuer Wow Faktor und speziell die Orte wie Kamakura, die mich an Anime- und Manga Serien erinnern lassen mein Herz höherschlagen. Doch mitunter ein Highlight der Reise wird mir verwehrt bleiben. Mount Fuji. Ich bin in Bestform und wahrscheinlich war ich jahrelang nicht mehr so fit. Kurz nach dem Start und wenigen 100 Höhenmetern wird mir schlecht und ich übergebe mich. Es ist nach 20:00 als ich wieder zurück zur letzten Bergstation komme. Ich wollte den Sonnenaufgang am Gipfel erleben und bin sehr spät losgegangen. Nach mir kommen noch ein paar Japaner der Berg hinunter und nehmen mich in ihrem Auto mit ins Tal und erlösen mich von meinen Gedanken auf einer Bank zu schlafen.

Die letzten Tage verbringe ich etwas ruhiger. Es stehen Aquarien und Museen auf dem Programm. Ich habe Mount Fuji sehr lange aufgeschoben und auf das perfekte Wetter gewartet. Dass ich den Aufstieg abbrechen musste ärgert mich noch eine Weile, aber ich weiß es ist nicht mein letztes Mal in Japan und dieser Berg wird mich definitiv wiedersehen.

Den Rückflug verbringe ich in einem Wachtraumstadium. Normalerweise sehe ich mir einen Film nach dem anderen an, aber die Erinnerungen über die Reise die ich hinter mir habe regen meine Gedanken mehr und mehr an und bereits im Flugzeug notiere ich mir die Ideen für meinen nächsten Besuch.

Wow. Ich habe mich jetzt doch noch kurzfassen können. Sobald ich mein „Buch“ über diese Reise fertiggestellt habe, werde ich sicher einen Weg finden dieses auch noch zu verbreiten. Sofern es jemand nicht erwarten kann und sich auf meine Website verirrt hat, kann mich gerne kontaktieren und wir finden einen Weg, dass das Script zu einem kommt.

Vielen Dank fürs Lesen.