Japan 2016

Das ist wahrscheinlich der Reisebericht mit den frischesten Gedanken. Nicht, dass ich so dermaßen viele Texte verfasst habe bis jetzt, aber ich glaube nicht, dass ich noch einmal ein Monat nach der Rückkehr den Kurzbericht über eine meiner Reisen verfassen werde.

Der dritte Anlauf nach Japan soll die Krönung sein. Mit dem Zug von der Vulkaninsel Kagoshimas bis hinauf zu den Bierbrauereien in Sapporo mit Haltestellen in jeder großen Stadt und kleinen verschlafenen Ortschaften.

Alleine schon die Anreise wird alle Vorangegangen übertreffen. Auch wenn es Business Class ist, war der zwölfstündige Flug von Zürich nach Tokyo eine Herausforderung. Irgendwann hält man es im Flugzeug nicht mehr aus. Nach acht Stunden Transfer in Tokyo blühen mir allerdings noch einmal etwas über drei Stunden nach Kagoshima. In Summe werde ich knapp dreißig Stunden unterwegs sein bis ich komplett erschöpft in mein Hotelzimmerbett falle.

Die Tage werden komplett anders verlaufen müssen als die Reisen zuvor. Ich werde durchschnittlich zwei Tage in jeder Stadt verbringen und an den Transfertagen werde ich auch noch etwas Programm unterbringen müssen. Es wird eine Herausforderung bei der mich mein kommendes Glück kräftig unterstützen wird.

Kagoshima sieht mich für nur einen Tag, aber mein erhoffter Schnee bleibt aus. Leider hält sich das bis Sendai an. Es ist ein ungewöhnlich warmer Winter. Teilweise kann ich nur mit meiner Softshell Jacke durch die Straßen laufen. Abgesehen von der Schifffahrt zur Battleship Island. Dort frieren mir alle Gliedmaßen ab. Obwohl ich diese Reise eher entspannter angehen wollte füllt sich mein Programm recht gut. In den wenigen Tagen die ich teilweise in Städten verbringe möchte ich natürlich so viel wie nur möglich sehen. Gerade in Nagasaki entwickelt sich dieser Ehrgeiz zu einem Gewaltmarsch.

Meinen einzigen verregneten Tag in fünf Wochen muss ich in Fukuoka ertragen. Dank meinem Glück, war das die einzige Stadt in der ich kaum Programm angesetzt hatte. In Hiroshima wie auch in Nagasaki musste ich mir die unbedingt die Monumente ansehen, die an den Stellen errichtet wurden an denen die Atombomben im zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden. Gerade in Nagasaki im Gedenkraum in dem die Namen der Opfer aufbewahrt wurden spürt man förmlich die erdrückende Ehrfurcht und dies war in Hiroshima kaum anders. Allerdings war Hiroshima in Weihnachtsstimmung und da waren meine Gedanken doch mehr bei den wunderbar beleuchteten Straßen. Osaka war für mich wie ein offenes Buch. Ich konnte mich durch die Stadt navigieren ohne auf meinen Guide oder groß auf die Netztafel zu blicken. Es ist ein anderes Gefühl sich so zu bewegen und die vielen kleinen Details zu bemerken, die man sonst übersehen würde. Aber nicht alles ist wie gewohnt. Mein Aufenthalt in einem Kapselhotel für zwei Tage war ein Erlebnis für sich. Ich konnte es kaum glauben, als ich meine Tattoos auf den Waden abkleben musste, weil Tattoos immer mit der Yakuza in Verbindung gebracht werden, auch wenn es der Roadrunner und Koyote sind. Osakas Universal Studios Vergnügungspark alleine ist schon fast die Reise wert.

Leider hat auch dieses Jahr meine Vorbereitung gewisse Fehler, die ich vorhersehen hätte können. In Nagoya hatte jede geplante Attraktion wegen des dreitägigen Japaninlandurlaubes geschlossen und ich verbringe die Hauptzeit in Zügen und sehe mir Japan vom Fenster aus an. Auch hier habe ich dieses Mal nicht auf ein bisschen Luxus verzichtet und genieße das Green Car in den Shinkansen, das man mit unserer First-Class vergleichen kann. Dem Railpass sei Dank kann ich beliebig in alle Richtungen fahren. Die Neujahrstage in Tokyo waren erstaunlich ruhig. Alles ging seinem gewohnten Lauf und auch hier kannte ich mich sehr gut aus, obwohl das letzte Mal nun schon drei Jahre her war. Nur jedem dem ein bisschen Ruhe zu Neujahr lieb ist und nicht zu viel feiern möchte empfehle ich einen großen Bogen um Shinjuku zu machen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so ein großes Saufgelage gesehen wie dort zu Neujahr. Für wenige hundert Meter zurück zum Bahnhof habe ich mit Leichtigkeit über dreißig Minuten gebraucht.

Da war mir die Erholung im Shibu Onsen Dorf schon ganz gelegen. Abgesehen von meinen Aufenthalten in Norwegen war ich selten so erholt wie nach den mehreren Onsen Besuchen in Japan. Auch wenn ich im Nachhinein das Taenoyu Onsen bevorzuge, welches auf einem Berg neben einem Wasserfall liegt und kitschiger gar nicht mehr sein kann, hat jedes Ryokan seine eigenen Vorzüge die man mindestens einmal genießen muss, wenn man nach Japan kommt.

Mein außergewöhnlichstes Erlebnis des Urlaubs hatte ich allerdings in Sendai. Es war ein entspannter Tag und da ich nicht sehr viel Programm habe sitze ich entspannt in einem Park und esse ein Sandwich. Dabei kommen ein paar Schüler und eine Schülerin aus der High-School gegenüber des Parks auf mich zu und fragen mich, ob ich nicht als Gast in ihrer Klasse teilnehmen möchte. Zuerst war ich etwas verwirrt aber schlussendlich habe ich einen schönen Tag in der Klasse verbracht. Wir haben englische Unterhaltungen geübt mit dem Fokus auf Touristen. In erster Linie waren es oft einfach nur Übungen, wie man nach Richtungen fragt oder Wegbeschreibungen gibt. Das Mittagessen in der Cafeteria war erstaunlich gut und gegen Nudelsuppen konnte ich nie etwas sagen. Den Nachmittag verbrachte ich im Kendoclub, nachdem in einer Unterhaltung gefallen ist, dass ich selbst Kendoka bin. Das war das dritte Mal in dieser Reise nach Osaka und Tokyo, dass ich Kendo trainieren konnte in Japan. Auch wenn ich es mitunter aus Osaka 2014 bereits kannte gingen die Japaner absolut mit eiserner Hand gegen mich vor im Training und die blauen Flecke haben mich eine Weile begleitet.

Die Reise nach Sapporo war ein besonderes Beispiel der japanischen Pünktlichkeit. Ich musste auf der Reise viermal umsteigen und an einer Station war die Transferzeit bei sechs Minuten. In Österreich oder der Schweiz würde ich mich niemals trauen so eine Verbindung zu nehmen, aber hier in Japan habe ich nicht einen unnötigen Gedanken verschwenden müssen um sicher zu sein, dass ich den Anschlusszug nicht verpasse. Ich wurde nicht enttäuscht und genieße die langersehnte Winterlandschaft Hokkaidos.

Nachdem ich in der Sapporo Brauerei ein gutes Bier getrunken habe und mir kurz danach ein Erdbeben der Stärke 6,7 in der Nähe Sapporos den Boden unter den Füßen weggezogen hat ging es auch schon zum Mount Moiwa auf dem ich eine Atemberaubende Sicht über gefühlt halb Hokkaido hatte. Am Rückweg scheine ich allerdings eine falsche Abzweigung zu nehmen, denn ich lande auf einer Skipiste. Der normale Wanderweg war schon extrem kompliziert für mich und meine Sneakers aber die Piste war dann nur noch ein Rutschfest.

Auch dieser Urlaub muss irgendwann ein Ende finden und es fällt mir dieses Mal besonders schwer, denn die ganzen fünf Wochen konnten nicht besser verlaufen, als es passiert ist. In Tokyo verbringe ich meine letzte Nacht erneut in einem Kapselhotel. Nach einer halben Stunde Verspätung, die mich wieder ins westliche Denken zurück holt vergeht der Rückflug buchstäblich wie im Flug und nach erneuten zwölf Stunden erwartet mich mein eigenes Bett zu Hause wieder.

Es war für mich ein krönender Abschluss für die Reisen nach Japan und auch wenn mich dieses Land mit Sicherheit wiedersehen wird blicken meine Augen nun auf andere Länder, die es zu entdecken gilt.

Vielen Dank fürs Lesen.