Südkorea 2018

Vielleicht ist es Ironie, dass ich während des Schreibens dieses Berichtes bereits wieder in Japan verweile. Genauer gesagt in einem derselben Onsen, wie ich sie bereits 2016 besucht habe.

Ich ging mit relativ starken und präzisen Vorstellungen zu Land und Menschen nach Korea. Schliesslich beschäftige ich mich mit Korea beinahe in Gleichermassen wie mit Japan. Diese Vorstellung wurde jedoch relativ zeitnah von der Realität ernüchtert, auch wenn es mir gelang in Seoul mit diversen Koreanern in verschiedenen Situationen in Gespräche zu gelangen und angenehme Bekanntschaften zu schliessen.

Die grundlegende Vorstellung war, wenn man es plump ausspricht, ein „Japan in Light Form“. Ein Land mit starkem Einfluss eines seiner wichtigsten Handelspartner und Nachbarländer. Leider hat das chinesische Verhalten mehr abgefärbt als erwartet. Die berühmte japanische Höflichkeit war leider nicht vorzufinden und man bekommt eher ein europäisches Gefühl.

In den ersten Tagen beeinflusste mich dies auch nicht und ich konnte mein vorbereitetes Programm ohne Probleme durchziehen. Seoul ist mit U-Bahnen gut erschlossen und dank einer sehr hilfreichen U-Bahn App kam ich auch schnell ohne Probleme durch das dichte Netz. Aus irgendeinem Grund wollte zum Zeitpunkt der Reise Google Maps mit den U-Bahn Linien nicht funktionieren…

Das Wetter spielte bis auf zwei Tage komplett mit und die Nähe der Berge zu Seoul ergibt sich einfach um zu Wandern. Dies habe ich auch genutzt, denn die koreanische Landschaft ist ausgesprochen sehenswert und selbst Mt. Bukhan als lokale Höchstspitze mit 900 zu erklimmenden Höhenmeter wird unter der schwülen koreanischen Sonne bezwungen.

Ein Highlight des Trips wurde wieder einmal der Weg zur DMZ zwischen Nord- und Südkorea. Im Gegensatz zur Nordseite, bei der ich mehr oder weniger ohne Probleme einfach durch die Checkpoints mit meinen Guides fuhr (Stichwort Minenfeld), begann der Tag früh mit diversen Vorträgen und Einweisungen zu der Situation vor Ort. Meiner scherzhaften Aussage samt Fotobeweis, dass es auf der Nordseite nicht so schwierig war an die DMZ zu kommen gefiel dem vortragenden Major nur bedingt…

Direkt am Folgetag gelang es mir einen Haken unter einer seit langen auf meiner ToDo Liste stehenden Pendenz zu setzen: Eine Weekly KPoP Music Show. Im Gegensatz zu westlichen Konzerten oder Musikveranstaltungen ist bei jenen in Korea alles auf die Minute genau geplant und organisiert. Sogar die Menschenmenge ist in etliche Zonen organisiert und selbst vor der Bühne sind anstelle dem Stehparkett Sitzplätze mit fast schon zurückhaltenden Fans welche genau einstudierte Verse auf die Bühne rufen. Eine Tatsache, welche ich bei einem späteren Starcraft Turnier, bei dem Zwischenrufe und über Aktionen ihres Favoriten entrüstete Koreaner an der Tagesordnung standen, etwas vermisst habe.

Grundsätzlich war auch diese Reise für mich ein Erfolg, jedoch muss man mit den richtigen Erwartungen anreisen. Wer ein günstigeres Japan sucht ist an der falschen Stelle. Wer ein zivilisierteres China sucht wird sich vor Glück nicht beherrschen können.